Wie können wir in der Trauer begleiten? – Eutiner Hospizgespräche am 16. November 2017
An diesem Abend stellen sieben der insgesamt 11 Frauen des Trauerbegleiterteams sich und ihre Aufgabenbereiche vor. Alle 11 sind qualifizierte Trauerbegleiterinnen, vier haben sich darüber hinaus auf die Begleitung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert.
Silke Eckeberg beginnt die Moderation mit einem allgemeinen Teil und stellt zusammengefasst die Angebote und die Erreichbarkeit der Initiative dar.
Neben der Unterstützung Schwerkranker und Sterbender sowie Angehöriger ist vor allem die Begleitung Trauernder wichtiger Teil der Arbeit der Hospizinitiative.
Manchmal noch bei der Bewältigung der Aufgaben in einem Trauerfall, meist aber danach, wenn der Zurückbleibende seinen Zustand begreift und der Verlust im Alltag schmerzlich bewusst wird, entsteht der Kontakt zum Trauerbegleiterteam.
Trauerbegleiter können den Verstorbenen nicht zurückbringen, den Trauerschmerz nicht wegnehmen und nicht dafür sorgen, dass die Trauer endlich aufhört.
Sie können aber versuchen, dabei zu helfen, dass das Leben der Trauernden – einem reparierten Mobile gleich – in ein neues Gleichgewicht kommt.
In der Informationsveranstaltung stellen dann die Trauerbegleiterinnen die von ihnen hauptsächlich geleiteten Aufgabenbereiche anschaulich dar. So entsteht auch für das noch nicht informierte Publikum ein vollständiges Bild unserer Trauerarbeit.
Silke stellt die Einzelgespräche vor, zunächst die Aufgabenstellung anhand eines Textes, von einer Trauernden geschrieben. Trauernde wollen – zusammengefasst – ihren Gefühlen Ausdruck geben können in einer Klage. Sie wollen einen Begleiter, der alles sieht, der mitfühlt und der sie ihren eigenen Weg finden lässt.
Einzelbegleitung wird als Überbrückung bis zur Teilnahme an einer Trauergruppe angeboten oder auch wenn jemand (noch) in keine Gruppe gehen möchte. Meist findet diese Begleitung in den Räumen der Hospizinitiative Eutin statt.
Gabi Kastner-Riegert und Erika Weber stellen das Sonntags-Frühstück für Trauernde vor. Dieses Frühstück ist für alle Trauernden da, die z.B. als Berufstätige und/oder Alleinerziehende in der Woche und am Sonnabend wenig Zeit haben und dann am Sonntag allein mit ihrer Trauer sind. Ihnen wird hier Gelegenheit gegeben, mit interessierten Anderen über ihren Verlust zu reden, sich zu unterhalten, zu schweigen, zu weinen und auch zu lachen.
Das Sonntagsfrühstück findet seit November 2017 an jedem 1. Sonntag im Monat von 9:30 Uhr bis 11:30 Uhr in den Räumen der Hospizinitiative Eutin statt. Um eine Anmeldung spätestens am Donnerstag vor dem Termin wird gebeten.
Sabine Kayser, Maren Kell und Christine Naujoks betreuen die Kindertrauergruppen.
Bei Kindern führt oft ein Schützen wollen der Angehörigen dazu, dass diese ihre eigene Trauer nicht offen leben können. Die Begleiterinnen stellen dar, dass Kinder in verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich trauern und die mit der Trauer verbundenen Gefühle auch nur dem Alter entsprechend wahrnehmen und verarbeiten können.
Haben Kinder unter 3 Jahren zumeist noch gar keine Vorstellung vom Tod, so entwickeln sie bis zum Alter ca. 5 Jahren neugieriges Interesse z.B. auch an toten Tieren und fangen an, hierzu Fragen zu stellen. Bis zum 9. Lebensjahr wird der Tod von Angehörigen und Mitmenschen als Realität erfasst. Zwischen 10 und 14 Jahren etwa wird der Tod auch im Konsens begriffen, spirituelle Fragen tauchen auf. In der Zeit der Pubertät kommen dann – altersentsprechend – große Angst und natürlich auch Zorn und Wut über das Geschehene dazu.
Prinzipiell sollen Kinder also nicht von der Trauer ausgeschlossen, sondern ihren Möglichkeiten entsprechend beteiligt werden. Hierbei wollen die Gruppentreffs helfen. Die Begleiterinnen stellen sehr einfühlsam und anschaulich Möglichkeiten dar, Kinder mit Bildern, Spielen und Büchern an das Thema heranzuführen (Buchtipps wurden gegeben).
Die Gruppen treffen sich an jedem 2. und 4. Montag im Monat in den Räumen der HI, von 15 Uhr bis 16 Uhr die 5 – 9 Jährigen und von 16:30 Uhr bis 18 Uhr die 10 – 15 Jährigen.
Annegret Pistol und Erika Weber wählen ein gemeinsames Infogespräch, um die Arbeit der Trauergruppe vorzustellen. Die Gruppe wird gemeinsam von den Hospizinitiativen Plön und Eutin betreut. Zu den Terminen wird über die Presse zunächst zu einem öffentlichen Info-Abend in die Räume der HI Eutin eingeladen. Nach diesem Abend können sich Interessierte verbindlich im Büro anmelden. Seit dem Verlust sollen mindestens 4 Monate vergangen sein.
Alle Teilnehmenden unterliegen in dieser geschlossenen Gruppe der Schweigepflicht. Die Gruppe bildet also einen geschützten Raum Es darf geweint und auch gelacht werden, jeder Teilnehmende soll sich öffnen können, um gehört und gesehen zu werden in seiner Trauer, genauso darf er aber auch schweigen.
Die Treffen finden dann mit 6 bis 12 Teilnehmenden an jedem 2. und 4. Donnerstag im Monat zwischen 19:30 Uhr und 21:00 Uhr statt. Gesprochen wird hierbei gemeinsam über die Trauer des Einzelnen, der von seinem Verlust erzählen kann.
An fünf Abenden steht der/die Verstorbene im Mittelpunkt, an weiteren fünf Abenden der/die Trauernde, es geht jetzt um Kraftquellen und eine lebensbejahende Zukunft.
Am letzten Abend gibt es ein Abschiedsfest.
In der Folge sind die Teilnehmenden dann eingeladen zum Trauercafé und zum Trauerstammtisch. Begleitet werden diese Gruppen von Brigitte Schwanholz und Annegret Pistol.
Das Trauercafé findet immer am 1. Dienstag im Monat von 15 bis 17 Uhr in der Albrecht-Mahlstedt Str. 20 statt. Hier kann in zwangloserer Atmosphäre über Sorgen und Nöte des Alltages gesprochen oder auch einfach zugehört werden. Fragen werden in die Runde gegeben, ein reger Austausch entsteht.
Es werden Gedenkkerzen angezündet, die am Ende nach einem Hände-Ritual, gelöscht werden.
Der Trauerstammtisch findet immer am letzten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr im Brauhaus Eutin statt, so dass auch Berufstätige zu diesem Treffen kommen können. Auch dieses Treffen findet wie alle anderen in einem geschützten Raum statt. Jede/r gibt seine eigene Bestellung auf und zahlt – im Unterschied zu den Treffen in der Albrecht-Mahlstedt-Str. 20 – auch selbst.
Einige hier kennen sich schon aus anderen Gruppen, manchmal liegt der Tod ihres Verstorbenen auch schon einige Jahre zurück, so dass durchaus auch alltägliche Themen besprochen werden – Theaterbesuche, Urlaub, Ärger mit Handwerken usw. Bis zu drei Stunden dauert dieses Treffen.
Zum Abschluss der Veranstaltung liest dann Silke Eckeberg eine Geschichte vor, in der es um negative schwarze Tütchen geht, die man tunlichst regelmäßig loswerden sollte, wenn sie voll sind, und um weiße Tütchen, die man mit Positivem füllen und behalten darf und von denen jeder Besucher eins hierfür mit nach Hause bekommt.
Wie können wir also Trauernde unterstützen?
Wir arbeiten alle ehrenamtlich und unsere Angebote sind kostenfrei, Spenden sind jederzeit erwünscht, die Schweigepflicht – d.h. es wird nichts über andere außerhalb erzählt – für alle ist uns extrem wichtig. Wir bieten unseren Gästen einen geschützten Raum und Zeit, sich mit anderen Personen, die in gleicher oder ähnlicher Lage sind, auszutauschen. Sie alle haben einen geliebten Menschen verloren und trauern um ihn. In diesem geschützten Raum dürfen sie so sein, wie sie sich im Moment gerade fühlen. Dabei möchten wir ihnen helfen. Es besteht die Möglichkeit Kontakt zu anderen Trauernden aufzunehmen, um sich außerhalb der Gruppen zu treffen. Dazu ermutigen wir unsere Besucher.
Unsere ausgebildeten Hospiz- und Trauerbegleiterinnen stehen bei Anfragen jedem Hilfesuchenden zur Seite. Sie haben schon über die Angebote der Hospizbegleitung gehört. Ideal wäre nach dem Tod des geliebten Menschen eine Zeit von mindestens 4 Monaten, in der wir gerne für Einzelgespräche bereitstehen, dann die Teilnahme an der Trauergruppe und danach, wenn die Trauer nicht mehr so ganz frisch ist, der Besuch des Trauercafe, des Stammtisches oder des Sonntagsfrühstücks, wobei dieses Angebot in erster Linie für Berufstätige gedacht ist.
In vertrauter Runde wird versucht, sich wieder dem Leben zuzuwenden, das unterscheidet diese Gruppen von den Einzelbegleitungen und der Trauergruppe, wo der Focus in den ersten Treffen auf dem Verstorbenen liegt. Die Intensität und Dauer einer Trauerarbeit ist ganz unterschiedlich und kann nicht verallgemeinert oder verglichen werden. Trauer verändert jeden Menschen. Viele bekommen einen anderen Blick für Dinge, die wichtiger für sie werden, sie setzen andere Prioritäten.
Wir können keine Rezepte verteilen und möchten auch keine Ratschläge geben, sondern durch Gespräche und Erfahrungsaustausch Anregungen geben und Wege aufzeigen.
Wir können dem Leben nicht mehr Stunden geben, aber den Stunden mehr Leben!